Ärzte sind spitze
11. April 2011Marius, Edmund und Nicole sitzen angespannt vor ihren Texten und feilen an ihrer Moderation. Gleich geht das rote Licht an, gleich sind sie "on air". Ihr Berufsziel haben die jungen Leute klar vor Augen; sie wollen ans Mikrofon. Deshalb sitzen sie auch in einem Moderationsworkshop. Man könnte also annehmen, dass der Journalist oder Moderator bei ihnen auf der Berufsprestige-Skala ganz oben steht.
Doch weit gefehlt: "Der Bundespräsident steht ganz oben, oder der Bundeskanzler", meint Marius ganz überzeugt. Nicole neben ihm schüttelt den Kopf, für sie steht eindeutig der Manager ganz oben, denn "die verdienen das meiste Geld". Aber, meint sie dann, während sie nachdenklich in die Runde blickt, "der Moderator steht auf alle Fälle unter dem Manager, weil keiner weiß, wie man das wird. Um Manager zu werden, kann man einfach Betriebswirtschaft studieren".
Moderator - kein Job mit Prestige
Dass der Traumjob der 15 bis 20-Jährigen kein so gutes Image in Deutschland hat, damit liegen die angehenden Moderatoren ganz richtig, zumindest wenn man die Forscher des Instituts für Demoskopie in Allensbach fragt. Laut ihrer aktuellen Studie zum Berufsprestige scheint der Moderator sogar einen ziemlich miserablen Ruf zu haben. Er steht ganz am Ende der Beliebtheitsskala - nur vier Prozent aller Deutschen schätzen Moderatoren. Journalisten kommen nicht bedeutend besser weg. Lehrer sind im Vergleich dazu geradezu beliebt, sie stehen immerhin auf Platz drei der Beliebtheitsskala.
Nicole, Marius und die anderen schauen erstaunt auf die Skala der Allensbacher Forscher. Sie gehen noch zur Schule. Dass Lehrer bei den Deutschen so beliebt sind, das können sie gar nicht verstehen. "Obwohl", meint Nicole dann, "meine Mama hat auch immer gesagt, dass Lehrer ein guter Job ist. Man hat viel Freizeit, man verdient gut. Und wenn man ein Kind kriegt, kann man schnell wieder einsteigen. Aber, dass der Fernsehmoderator an letzter Stelle steht, hätte ich nie gedacht." Auf dem Spitzenplatz der Skala steht der Arzt. Die Damen und Herren in den weißen Kitteln stehen seit Jahren an erster Stelle. Der Arzt ist für die Deutschen der Beruf, vor dem sie am meisten Achtung haben. Und zwar unangefochten seit 1966, seit das Forschungsinstitut diese Umfrage zum ersten Mal durchgeführt hat.
Die Gewinner in Deutschland: Ingenieure
So manch ein Deutscher würde jedoch einen anderen Job noch höher bewerten, nämlich den Ingenieur. "Den Ingenieur würde ich noch höher als den Arzt setzen, weil hier in Deutschland Forschung hoch angesiedelt ist. Und dafür steht ja der Ingenieur." Und der hat einen kräftigen Imagegewinn erzielt. Der Grund: Ingenieure sind gefragt wie noch nie, die Unternehmer reißen sich fast um sie und werden nicht müde zu betonen, wie wichtig sie für Deutschlands Wirtschaft sind. Das predigen übrigens auch Politiker immer wieder. Diese haben selbst allerdings ziemlich an Ansehen und Glaubwürdigkeit verloren. "Politiker, das ist ein Traumjob", meint beispielsweise ein Student. "Die reden viel, arbeiten wenig und verdienen viel Geld. Und sie gehen früh in Rente." "Allerdings", fügt er hinzu, "da sie nie das umsetzen, was sie erzählen, leidet das Ansehen von Politikern natürlich extrem."
Die Verlierer weltweit: Politiker
Zu dem Ergebnis sind auch die Allensbacher Forscher gekommen. Vertrauensverlust nennen sie es. Und in Ranking-Plätzen ausgedrückt: drittletzter Platz. Doch nicht nur in Deutschland stehen Politiker so schlecht da, sondern weltweit. Egal, ob man Europäer, Amerikaner, Inder, Brasilianer oder Kolumbianer fragt, sie alle haben das gleiche Image von Politikern, nämlich ein schlechtes.
Die GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) hat das mit Zahlen belegt. Sie hat 2010 eine internationale Studie zum Berufsprestige durchgeführt. Laut dieser haben Politiker nur in den Niederlanden einen nicht ganz so miesen Ruf. Der Arzt ist übrigens nicht nur bei den Deutschen so hoch angesehen, sondern weltweit. Am meisten respektieren die Spanier ihre Mediziner. Und noch ein Ergebnis des internationalen Berufe-Rankings ähnelt dem des deutschen: Journalisten liegen überall im unteren Drittel der Skala. Mit Ausnahme von Portugal. Zwei von drei Portugiesen haben nämlich großes Vertrauen in die Medienmacher.
Autorin: Miriam Klaussner
Redaktion: Sabine Faber