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Ärzte an deutschen Krankenhäusern streiken

17. Mai 2010

Patienten an kommunalen Krankenhäusern müssen mit längeren Wartezeiten rechnen. Der Ärzteverband Marburger Bund hat im Konflikt um einen besseren Tarifvertrag für die rund 55.000 Mediziner zum Streik aufgerufen.

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Symbolbild: Stethoskop vor dem Schriftzug Streik (Foto: dpa)
Tausende Ärzte verweigern ihre Arbeit, um eine bessere Bezahlung durchzusetzenBild: dpa - Bildfunk

Wer im Krankenhaus liegt, braucht generell viel Geduld. Patienten müssen sich nun aber darauf einstellen, besonders lange auf ihre Behandlung warten zu müssen. Denn die Klinikärzte kommunaler Krankenhäuser in fast ganz Deutschland treten ab diesem Montag (17.05.2010) in einen unbefristeten Streik.

Sie fordern ein höheres Gehalt und eine bessere Bezahlung ihrer Bereitschaftsdienste. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund ist zuversichtlich, dass der Ausstand ein Erfolg wird. "Vom Start weg werden bundesweit mehr als 200 kommunale Kliniken von dem Arbeitskampf erfasst", sagte Gewerkschaftssprecher Hans-Jörg Freese.

Notfallversorgung gesichert

Die ärztliche Versorgung soll auf Wochenendniveau heruntergefahren werden, nur eine Notfallversorgung soll gewährleistet sein. Operationen, die sich auf längere Sicht planen ließen, würden verschoben. Die Ärztegewerkschaft warnte, es werde zu tagelangen Verzögerungen in den Behandlungsabläufen kommen, und empfahl Patienten, sich nach Möglichkeit in Unikliniken, kirchlichen oder privaten Krankenhäusern behandeln zu lassen.

Ärzte im Operationssaal (Foto: dpa)
Operationen, die sich planen lassen, werden aufgeschobenBild: picture-alliance/dpa

In einigen Bundesländern ist laut Gewerkschaftsangaben jedes zweite kommunale, also auf Gemeindebene mit öffentlichen Geldern verwaltete Krankenhaus, betroffen. Nicht gestreikt wird in Hamburg und Berlin, wo bereits Tarifverträge mit den öffentlichen Arbeitgebern vereinbart wurden.

Anfang April waren die Tarifverhandlungen für die etwa 55.000 Ärzte an den rund 800 kommunalen Krankenhäusern in Deutschland gescheitert. Danach hatten in einer Urabstimmung 93 Prozent der Mitglieder des Marburger Bundes dafür gestimmt, die Arbeit nieder zu legen. Die Gewerkschaft fordert fünf Prozent mehr Gehalt. Die Arbeitgeber hatten zuletzt 2,9 Prozent mehr Geld für einen Zeitraum von 33 Monaten und eine höhere Vergütungen für Bereitschaftsdienste angeboten.

Tausende Stellen nicht besetzt

Die Arbeitgeber werfen der Gewerkschaft vor, sie erwecke den Eindruck, für bessere Arbeitsbedingungen zu streiken. Dabei gehe es allein um mehr Geld. Der Marburger Bund hält dagegen: Seinen Angaben zufolge sind derzeit rund 5000 Arztstellen nicht besetzt. Die Krankenhäuser würden dadurch Ausgaben in Höhe von 350 Millionen Euro einsparen. Bei dem Streik gehe es lediglich um rund 90 Millionen Euro.

In München findet an diesem Montag zunächst eine zentrale Kundgebung statt. Erwartet werden Tausende Ärzte aus ganz Deutschland, die ihrer Forderung Nachdruck verleihen wollen. Die Gewerkschaft entscheidet dann am Freitag, ob der Streik fortgesetzt wird.

Autorin: Eleonore Uhlich (dpa, apn, rtr)
Redaktion: Ursula Kissel