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Ärger um Fusion von VW und Porsche

9. September 2011

Eigentlich sollten die Großkonzerne Porsche und VW Ende des Jahres fusionieren. Doch laufende US-Klagen gegen Porsche verzögern das Vorhaben. Nach Verfahren in den USA kommen weitere Schadensklagen aus Deutschland.

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Fusionsverzögerung bei VW und Porsche (Foto: dpa)
Fusionsverzögerung bei VW und PorscheBild: picture-alliance/ dpa

Eigentlich lief alles nach Plan: Ende des Jahres sollten die ehemaligen Konkurrenten Porsche und VW eins werden, der Preis für die Übernahme durch VW war schon ausgehandelt worden. Doch jetzt zog VW die Bremse. Grund seien die Klagen mehrerer Investmentfonds gegen die ehemalige Führungsriege des Sportwagenkonzerns Porsche, die gerade in Amerika laufen, hieß es aus den beiden Unternehmen. Porsche wird Marktmanipulation vorgeworfen.

Obendrein droht VW nun eine eigene Klage, wie die "Wirtschaftswoche" am Freitag (09.09.2011) meldete. Eine Münchener Kanzlei habe bereits am Mittwoch Klage beim Landgericht Braunschweig eingereicht. Auch hier lautet der Vorwurf Marktmanipulation: Porsche und VW hätten 41 europäischen und amerikanischen Klägern geschadet, darunter Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften und mehrere Hedgefonds. Es geht immerhin um Ansprüche, die sich auf insgesamt knapp 1,1 Milliarden Euro belaufen.

Fusionsplan auf Eis gelegt

Logos (Foto: AP)
Wann die beiden unter einem Dach sind, ist noch unklarBild: AP

Die beiden Autokonzerne sind seit Jahrzehnten eng miteinander verbunden und auch aneinander beteiligt. Die Fusion der Porsche Automobil Holding SE und der Volkswagen AG war vor zwei Jahren beschlossen und ein Fahrplan aufgesetzt worden. Demnach sollten auf einer Hauptversammlung Ende des Jahres die Weichen für die Fusion gestellt werden. Genau diese Fusions-Versammlung wurde am Donnerstagabend abgeblasen. Die "Wirtschaftswoche" mutmaßte, dass das Treffen aufgrund der Klage in Deutschland verschoben worden war.

Ein VW-Sprecher dementierte dies aber. Vielmehr sei der Zeitplan aufgrund der US-Klagen verlängert worden. Unabhängig vom jetzt gesprengten Zeitplan hielten "alle Beteiligten an dem Ziel fest, den integrierten Automobilkonzern zu schaffen", teilte VW weiter mit. Der Konzern sei überzeugt, dass die Fusion gelingen werde.

Kurseinbruch bei Porsche

Rückschlag für VW-Aufsichtsratchef Piëch (Foto: AP)
Rückschlag für VW-Aufsichtsratchef PiëchBild: AP

Doch unklar ist nun, wie die Fusion vor sich gehen wird. Sobald bekannt wurde, dass die Fusion auf die lange Bank geschoben wurde, fiel der Aktienkurs von Porsche um knapp zehn Prozent. Dies ist positiv für VW: Fällt der Aktienkurs seines Konkurrenten, wird die Fusion, bei der der Porsche- dem VW-Konzern einverleibt wird, günstiger. Der Kurs der VW-Aktien könnte damit also steigen.

Für Porsche-Erbe und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch bedeutet die Verzögerung dennoch einen herben Rückschlag. Mit der Fusion sollten die Familien Porsche und Piëch, die 90 Prozent am Stammkapital der Porsche SE halten, zu Haupteignern von Europas größtem Autobauer VW aufsteigen, zunächst war dabei von einem Anteil von rund 35 Prozent die Rede. Auch das deutsche Bundesland Niedersachsen sowie das Emirat Katar sollten mit gleichen Anteilen vertreten sein. Keiner weiß, ob sich die Verschiebung der Fusion auf dieses sorgsam ausbalancierte Kräfteverhältnis auswirken wird. Während am Mittwoch noch alles nach Plan lief, scheint die Fusion jetzt ein wenig aus den Fugen geraten zu sein.

Autorin: Naomi Conrad (afp, dpa, rtr)

Redaktion: Sabine Faber