Ägypten: Ein gespaltenes Land
Nach dem Sturz von Ägyptens Präsident Mohammed Mursi ist das Land in Aufruhr: Anhänger und Gegner stehen sich unversöhnlich gegenüber. Gewaltsame Ausschreitungen haben bereits zahlreiche Menschenleben gefordert.
Gewalt in Kairo
Anhänger des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mursi trauern um einen getöteten Demonstranten. Mindestens 42 Menschen starben am Montag (08.07.2013) bei Kämpfen von Mursi-Getreuen und Gegnern. Die beiden Gruppen hatten 2011 noch gemeinsam gegen den langjährigen Machthaber Husni Mubarak demonstriert. Seit seinem Sturz allerdings nahmen die Konflikte zu.
Vor dem Sturz
Ende Juni kommt es zu Massendemonstrationen gegen Mohammed Mursi. Die Protestbewegung "Tamarud" (Rebellion) kritisiert den Präsidenten wegen seines autoritären Führungsstils, einer fortschreitenden Islamisierung des Landes und der Wirtschaftslage, die sich dramatisch verschlechtert hat. "Tamarud" sammelt nach eigenen Angaben Millionen Unterschriften für einen Rücktritt Mursis.
Zunehmende Ausschreitungen
Am 1. Juli stürmen Demonstranten den zentralen Sitz der Muslimbruderschaft in Kairo und verwüsten die Räume. Die Auseinandersetzungen zwischen Mursi-Anhängern und Gegnern nehmen zu.
Das Ultimatum
Armeechef und Verteidigungsminister General Abdel Fattah al-Sisi fordert am 1. Juli Präsident Mursi und die Muslimbruderschaft auf, die Staatskrise zu beenden. Innerhalb von 48 Stunden solle der Konflikt gelöst werden. Mursi besteht darauf, im Amt zu bleiben. Islamistische Politiker und Geistliche appellieren an die Ägypter, die gewählte Führung zu verteidigen.
Entmachtet
Präsident Mursi weigert sich auch nach Ablauf eines zweiten Ultimatums zurückzutreten. Am Abend des 3. Juli wird er von der Armee abgesetzt und verhaftet. Die umstrittene Verfassung wird ausgesetzt. Mursi-Anhänger protestieren auf Kairos Straßen, seine Gegner jubeln. Bei nächtlichen Krawallen werden mehrere Menschen getötet. Hunderte werden verletzt.
Auf dem Weg zu einer neuen Regierung
Nach dem Sturz von Präsident Mursi wird der Vorsitzende des Verfassungsgerichts, Adli Mansur, Übergangsstaatschef in Ägypten. Eine neue Verfassung soll ausgearbeitet und in einem Volksentscheid zur Abstimmung gestellt werden. Mansur fordert Mursis Anhänger ausdrücklich zur Mitarbeit auf. Die Muslim-Brüder lehnen entschieden ab.
Ägypten ist gespalten
In den Tagen nach dem Sturz von Mohammed Mursi reißen die Proteste nicht ab. Zwischen Gegnern und Befürwortern des entmachteten Präsidenten kommt es in Kairo zu blutigen Auseinandersetzungen. Auch in Alexandria, Suez und in Al-Arisch auf dem Sinai geraten die verfeindeten Gruppen aneinander.
Militär gibt sich neutral
Die ägyptischen Sicherheitskräfte halten sich bis auf wenige Ausnahmen bei den Auseinandersetzungen zurück. Jedoch wurden mehrere Führer der Muslim-Brüder festgenommen. Ihnen wird Anstachelung zur Gewalt vorgeworfen. Doch die Muslimbruderschaft will ihre Proteste solange fortsetzen, bis Mohammed Mursi wieder im Amt ist.
Hoffnungsschimmer verblasst
Am Samstag (06.07.2013) hieß es aus Kairo, der Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei sollte neuer Regierungschef für den Übergang werden. Kurze Zeit später wurde die Meldung zurückgezogen, weil unter anderem die islamistische Nur-Partei Widerstand angekündigt hatte. Vor allem im Westen gilt ElBaradei als Hoffnungsträger für den Demokratisierungsprozess.