Dax-Unternehmen: Frauen an der Macht
Die 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex (Dax) wollen den Anteil der Frauen in ihren Führungsriegen erhöhen - dazu haben sie sich 2011 selbst verpflichtet. Nun wurde der Fortschritt erstmals überprüft. Wer steht wo?
Die Spitzengruppe
30 Prozent - so hoch soll der Frauenanteil in den Führungsetagen werden. Fresenius Medical Care und die Lufthansa (je rund 33 Prozent) sowie Henkel (rund 32 Prozent) haben das Ziel schon übertroffen, die Allianz-Versicherung und Munich Re haben es erreicht.
Helga Jung, Allianz AG
Helga Jung ist die ranghöchste weibliche Führungskraft des Allianz-Konzerns. Zuvor hat die promovierte Betriebswirtschaftlerin den Bereich Übernahmen und Fusionen geleitet. In dem über 120 Jahre alten Unternehmen war sie 2011 die erste Frau, die in den Vorstand berufen wurde.
Die Engagierten
28 Prozent der Adidas-Führungskräfte weltweit sind Frauen. Damit liegt Adidas in etwa gleichauf mit der Commerzbank. Bei Adidas Deutschland liegt der Frauenanteil etwas niedriger (26 Prozent) und ist in den letzten drei Jahren kaum gestiegen. Die für 2015 gesetzte Zielmarke von 35 Prozent könnte der Sportartikelhersteller daher verfehlen.
Karen Parkin, Adidas
Karen Parkin ist, weltweit gesehen, die ranghöchste Managerin bei Adidas. Sie begann ihre Karriere 1997 in Großbritannien, damals als Vertriebsleiterin. Knapp zwanzig Jahre später steht auf ihrer Karte: "Senior Vice President Supply Chain Management, Global Operations".
"Chefin am Apparat"
Telefonieren ist Frauensache? Geht so. Die Deutsche Telekom hat weltweit einen Frauenanteil von rund 25 Prozent - und liegt damit gleichauf mit dem Hamburger Konzern Beiersdorf, dem Pharmariesen Bayer und dem Chemieunternehmen Merck.
Claudia Nemat, Deutsche Telekom AG
Die Naturwissenschaftlerin Claudia Nemat leitet seit 2011 das Europageschäft der Deutschen Telekom - nachdem sich das Unternehmen im Frühjahr 2010 eine freiwillige Frauenquote verordnet hatte. Bis Ende 2015 sollen 30 Prozent der Führungspositionen der Deutschen Telekom an Frauen vergeben sein.
Chefposten bei der Deutschen Post...
... sind weltweit zu rund 20 Prozent mit Frauen besetzt. Vakanzen im oberen und mittleren Management sollen ab sofort zu einem Drittel mit Frauen besetzt werden, erklärt der Konzern. Der Softwarehersteller SAP liegt derzeit ebenfalls bei 20 Prozent.
Angela Titzrath, Deutsche Post DHL
Beim Logistik-Unternehmen Deutsche Post DHL ist die Wirtschaftswissenschaftlerin Angela Titzrath ist zuständig für die Personalentwicklung. Ihre Karriere begann sie bei einem anderen Dax-Unternehmen: dem Automobilkonzern Daimler.
Das Mittelfeld
Bei Siemens ist nicht einmal jede fünfte Führungskraft eine Frau (16 Prozent), ebenso bei den Chemiekonzernen BASF (18 Prozent) und Lanxess (15 Prozent). Gemischtes Ergebnis für die Deutsche Bank: Nur rund 19 Prozent der oberen Chefposten besetzen Frauen; nimmt man das mittlere Management dazu, sind es aber über 31 Prozent.
Lisa Davis, bald Siemens AG
Noch sitzen auf allen Vorstandssesseln bei Siemens Männer, im Oktober wird sich das ändern: Dann rückt Lisa Davis in die Unternehmensspitze auf. Die bisherige Shell-Managerin soll das Energiegeschäft künftig von den USA aus führen.
Daimler steht noch auf der Bremse
Mit weniger als 15 Prozent Frauenanteil ist der Stuttgarter Automobilkonzern Daimler noch weit entfernt vom selbstgesteckten Ziel - ebenso der Konkurrent BMW, die Energieunternehmen Eon und RWE und die Deutsche Börse (je rund 14 Prozent).
Christine Hohmann-Dennhard, Daimler
Seit 2011 sitzt die Juristin im Daimler-Vorstand, zuvor war die SPD-Politikerin Richterin beim Bundesverfassungsgericht. Promoviert hat sie über Entscheidungsstrukturen in Unternehmen. Für das erste weibliche Vorstandsmitglied schuf Daimler das Ressort "Integrität und Recht".
Die Schlusslichter
Zwischen 12 und 13 Prozent Frauen in den Chefetagen: In dieser Gruppe siedeln sich der Autohersteller Volkswagen, der Halbleiterhersteller Infineon, das Bergbauunternehmen K+S (steht für Kali- und Salzförderung) und der Technologie-Konzern Linde an. VW will bis 2020 elf Prozent Frauen im Top-Management haben - im Jahr 2010 waren es gerade 4,2 Prozent.
Elke Eller, Volkswagen AG
Seit 2012 ist Elke Eller für das Personal der Nutzfahrzeug-Sparte von Volkswagen verantwortlich. Auch bei zwei Konzernmarken gibt es weibliche Vorstände: Andrea Fuder leitet den Einkauf des Lastwagen-Herstellers Scania, Ariane Reinhart ist zuständig für das Personal bei der Edelmarke Bentley. Der Vorstand der Konzernmutter Volkswagen AG ist dagegen ein reiner Männerverein.
Zögerlicher Stahlgigant
Wie Heidelberg Cement hatte ThyssenKrupp angekündigt, bis Ende 2020 immerhin 15 Prozent der Führungsposten mit Frauen zu besetzen. Im Moment liegt der Anteil bei rund acht Prozent. Doch das Unternehmen lässt sich Zeit: Zwischen 2010 und 2013 hat es den Frauenanteil nur um 0,2 Prozent gesteigert.
Gabriele Sons, ThyssenKrupp
2012 zog Gabriele Sons in den Vorstand der ThyssenKrupp Elevator AG ein, der Aufzugs- und Rolltreppensparte des Konzerns. Sie ist die erste Frau in dieser Position und verantwortlich für rund 49.000 Mitarbeiter. Zuvor war Sons Hauptgeschäftsführerin beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall.