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Alibaba Börsengang

Miriam Braun, New York8. September 2014

Man mische Amazon und Ebay mit Paypal und Google und hat damit das Geschäft von Alibaba beschrieben. Der chinesische Internetgigant will jetzt sein Börsendebüt an der Wall Street geben. Eine große Nummer.

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Alibaba China Konzern Gruppe Marketing
Bild: picture-alliance/dpa

An der Wall Street in New York ist man stolz, dass man den größten Börsengang der Geschichte in die eigenen vier Wände holen konnte. Oftmals wählen IT-Firmen die Konkurrenzbörse ein paar Meilen weiter nördlich in Manhattan als Handelsplatz: die Technologiebörse Nasdaq. "Nachdem der Facebook-Börsengang damals in solch einem Debakel geendet ist, fühlt sich Alibaba hier vielleicht einfach besser aufgehoben", meint Wall Street-Händler Jason Weisberg. Schließlich habe man an der Wall Street den ebenfalls sehr großen Börsengang von General Motors vor wenigen Jahren gut über die Bühne gebracht.

Nur zu gut erinnert man sich in der Finanzmetropole an die technischen Schwierigkeiten beim bisher größten Tech-Börsengang, dem von Facebook vor zwei Jahren. 16 Milliarden Dollar hat das soziale Netzwerk damals eingenommen.

Wenigstens 4 Milliarden mehr will Alibaba generieren und strebt damit den größten Börsengang der Geschichte an. Gerechnet wird derzeit mit rund 21 Milliarden Dollar. "Die New York Stock Exchange ist eine Marke", meint Weisberg, und auch darauf und den damit einhergehenden Ruf komme es Alibaba an. Und klar: Als Händler an der Wall Street plädiert er natürlich auch für den eigenen Handelsplatz.

Wer Alibaba kauft, bekommt Cayman Islands

Allerdings ist die Wall Street nicht Alibabas erste Wahl gewesen. Schon 2007 feierte der IT-Gigant einen Börsengang: Damals in Hongkong. Sechs Jahre später wurde das Unternehmen wieder vom Kurszettel genommen. "Alibaba wählt jetzt die USA als Marktplatz, weil sie hier ihre Struktur behalten können", erklärt Scott Kessler. Diese würde in Hongkong nicht akzeptiert, so der IT-Analyst bei Standard&Poors Capital IQ in New York.

Denn Alibaba ist eine sogenannte "Variable-Interest Entity", eine Art Zweckgesellschaft. Wer Aktien von Alibaba kauft, wird keine Anteile an dem Unternehmen besitzen - sondern an einer auf den Cayman Islands ansässigen "Dienststelle". Dieser fließen dann nur die Gewinne von Alibaba zu. Damit will man chinesisches Recht umgehen, wonach Ausländer keine Aktivposten einer chinesischen Firma besitzen dürfen.

Jack Ma Gründer von Alibaba
Jack Ma, der Gründer von AlibabaBild: picture-alliance/dpa

Das Prozedere hat auch für andere chinesische Firmen in der Vergangenheit schon funktioniert, zum Beispiel für Baidu, das chinesische Google. Deren Aktie wird seit 2005 an der Nasdaq gehandelt. Und es gibt weitere Beispiele, sagt Kessler. Dieser Trend, in den USA zu listen und so auch internationale Investoren zu gewinnen, habe bereits in den 1990er Jahren angefangen.

Investoren haben nahezu kein Mitspracherecht

In der Kritik steht ein Nebeneffekt dieser besagten Unternehmens-Struktur: Investoren haben nahezu kein Mitspracherecht bei Entscheidungen. Alibaba-Gründer Jack Ma und ein paar andere Partner bestimmen mehr als die Hälfte der Mitglieder des Aufsichtsrats.

Alibabas Geschäftszahlen sind beeindruckend: Der Gigant macht rund 80 Prozent des Umsatzes im chinesischen Internethandel. Der ist momentan rund 300 Milliarden Dollar schwer - jährlich. 2020 soll er Schätzungen zufolge größer sein als der Großbritanniens, Japans, Deutschlands, Frankreichs und der USA zusammen. Eine enorme Größe - und das, obwohl bis zu dem Zeitpunkt, als die US-Suchmaschine Yahoo ein Viertel von Alibaba übernommen hatte, das Unternehmen im Westen fast niemand kannte.

"Oftmals haben es US-Internet- oder Social Media-Firmen in China schwer, sich zu etablieren und erfolgreich zu sein", sagt Scott Kessler. Gerade soziale Netzwerke seien teilweise gar nicht verfügbar. Das hemme die US-Firmen, schaffe aber enorme Möglichkeiten für chinesische Firmen, die Dienste selbst anzubieten. Allein auf dem Handelsplatz Taobao, der zu Alibaba gehört, tummeln sich rund sieben Millionen Verkäufer und Händler. Von der gestreiften Lederjacke bis hin zu Origami-Falt-Anleitungen wird hier alles verkauft.

Problem mit gefälschten Luxusgütern

Mitte des Sommers geriet Taobao in die Schlagzeilen, weil Händler gefälschte Luxusgüter angeboten hatten. "Die chinesische Kopier-Kultur und der unstillbare Appetit der US-Konsumenten auf Schnäppchen führen zu diesem Problem", sagte Bob Barchiesi, von der International AntiCounterfeiting Coalition, einem internationalen Verband, der gegen Produktfälschungen vorgeht, im US-Fernsehen.

Alibaba habe rund 800 Millionen Angebote auf den Seiten, 500 Millionen Nutzer - und trage daher allein von den Proportionen her deutlich zu dem Problem bei. Alibaba reagierte prompt auf die Kritik: Wenn ein Luxusanbieter selbst einen Online-Laden auf der Seite eröffnen wolle, hieß es, würden umgehend Angebote mit gefälschten Markenartikeln von den Shoppingseiten gestrichen.

Und das alles in Zeiten, in denen das fremd anmutende Unternehmen aus Fernost nicht nur Investoren, sondern auch die Börsenaufsicht SEC mit viel Einsatz überzeugen musste. Der Börsenprospekt musste seit der Einreichung bei der Aufsichtsbehörde SEC drei Mal geändert werden. Jetzt müssen auf einer so genannten Roadshow noch die Investoren überzeugt werden - am 19. September dann sollen Alibaba-Aktien erstmals an der Wall Street gelistet werden.